Politik

Ökonomen sehen Italien als Risikofaktor

Italienische Zentralbank Banca d`Italia
(Quelle: über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Italien wird aus Sicht führender Ökonomen zur Gefahr für den Euro. "Dauerhaft kann der Euro nur funktionieren, wenn die Mitgliedstaaten solide Staatsfinanzen verfolgen. Das heißt, so lange Regierungen souverän über ihren Haushalt entscheiden, müssen sie ihre Schulden selbst tragen können", sagte der Frankfurter Wirtschaftsweise Volker Wieland der "Welt am Sonntag".
Der Konfrontationskurs der neuen Regierung in Rom und die Drohung eines offenen Bruchs mit den etablierten EU-Regeln erschüttert die Gemeinschaftswährung. "Wer nun, wie etwa die mit der Regierungsbildung in Italien betrauten Politiker, fordert, dass die Notenbank Staatsschulden erlässt um ihre Politik zu finanzieren, stellt den Euro und die Währungsunion grundsätzlich in Frage." Das System müsse von allen Mitgliedern mitgetragen werden. Der Frankfurter Ökonom mahnte zudem eine Rückkehr zur geldpolitischen Normalität an. "Ob dem Euro dauerhafter Erfolg beschieden sein wird, hängt auch davon ab, ob die Notenbank wieder einen Weg zurück zu geldpolitischer Normalität findet", sagte Wieland. Belastet von den politischen Turbulenzen in Rom war der Euro am Freitag unter 1,17 Dollar gefallen und hatte den tiefsten Stand seit November 2017 markiert. Die Risikoaufschläge zwischen italienischen und deutschen Anleihen stiegen auf den höchsten Stand seit April 2017. Die zum Teil heftigen Marktreaktionen spiegeln das gestiegene Risiko, dass die Regierungsübernahme der populistischen Parteien nach sich zieht. Auch der US-Ökonom Barry Eichengreen äußerte sein Unbehagen über die Situation in Italien. Der Wirtschaftshistoriker, der bislang als entschiedener Fürsprecher des Euro aufgetreten ist, räumte ein, das ihn mittlerweile leise Zweifel plagen. "Jedes Mal, wenn ich in den vergangenen Jahren gefragt worden bin, ob der Euro überleben wird, war meine Antwort ja. Das ist heute noch so", sagte er der "Welt am Sonntag". "Ich muss aber zugeben, dass ich mittlerweile etwas weniger zuversichtlich bin."
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